„I am asking you to live in the presence of reality, an invigorating life.“
– Virginia Woolf

Heft 2/2024, Diverse Geschlechtlichkeiten (Hg. Aline Oloff, Birgitt Riegraf, Jenny Schrödl)

1. Worauf können sich die Leser_innen besonders freuen?

Die Beiträge zum Schwerpunktthema widmen sich den aktuellen Verhandlungen geschlechtlicher Vielfalt in gesellschaftlichen Teilbereichen wie Literatur, Strafvollzug, Sport, Recht und bildender Kunst. Insofern bilden die Beiträge eine Momentaufnahme der gegenwärtig sehr dynamischen Entfaltung geschlechtlicher Existenz- und Begehrensweisen sowie der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen darum. Unser Anliegen war es, die Vielfalt geschlechtlicher Existenzweisen und ihre Repräsentationen in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen. Das Heft legt den Fokus also weniger auf die zeitgleich zu beobachtenden und teilweise ausgesprochenen heftigen Gegenreaktionen und das Ringen um eine Stabilisierung heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit.

2. Worauf können sich die Leser_innen besonders freuen?

Besonders erwähnenswert ist das bislang unveröffentlichte Manuskript des im letzten Jahr verstorbenen Adrian de Silva. De Silva vollzieht hier die jüngere Geschichte der personenstandrechtlichen Erfassung von Geschlecht und die rechtspolitischen Kämpfe darum nach. Diese Kämpfe haben unter anderem zum rechtlichen Paradigmenwechsel von der geschlechtlichen Fremd- zur Selbstbestimmung geführt. Dieser Beitrag liefert damit wertvolle Einblicke in die Vorgeschichte des gerade in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG) und ermöglicht so eine informierte Bewertung. Dazu trägt ebenfalls die sehr differenzierte Einschätzung des neuen Gesetzes durch die feministische Rechtswissenschaftlerin Anna Katharina Mangold bei.

3. Eine Besonderheit der feministischen studien ist die Rubrik »Im Gespräch«. Mit wem wurde diesmal über welches Thema gesprochen?

Neben dem erwähnten Gespräch, das Aline Oloff mit Anna Katharina Mangold zum SBGG geführt hat, gibt es in dieser Ausgabe eine weitere Besonderheit: Jenny Schrödl hat sich mit queeren Vereinen darüber verständigt, welche Bedeutung Geschlechterdiversität in deren täglicher Arbeit hat.

4. Welche Künstler_innen werden in der Rubrik Bilder und Zeichen vorgestellt?

Für die Rubrik Bilder und Zeichen haben wir uns für unterschiedliche Zugänge zu Vielfalt und diversen Geschlechtlichkeiten entschieden. Jenny Schrödl stellt die in den öffentlichen Raum intervenierende Fotokunstkampagne ANDERSRUMportrait der Fotokünstler_in und Aktivist_in Alexa Seewald vor und spricht mit den Aktivist_innen und Künstler_innen Luan Pertl und Tomka Weiß über die künstlerisch-kuratorische Auseinandersetzung mit dem Thema inter*. Von Weiß stammt ebenfalls das Cover des Heftes mit dem Titel »Determined Detours« aus der Reihe Queer Heaven (2010). 

5. Welchen Text würden Sie persönlich als erstes lesen?

Die Einleitung, um in das Schwerpunktthema einzusteigen und einen Überblick über die Beiträge im Heft zu erhalten. Aus aktuellem Anlass bieten sich zudem die beiden Beiträge zur rechtlichen Erfassung und Regulierung von Geschlecht und zum SBGG an.