Im April dieses Jahr gingen weltweit Menschen auf die Straße, um für den »Wert von Wissenschaft und Forschung als eine Lebensgrundlage unserer offenen und demokratischen Gesellschaft« zu demonstrieren, wie es im Aufruf zur Berliner Demonstration hieß. Obwohl es die Geschlechterforschung und feministische Theorie ist, die seit einigen Jahren verstärkt unter Druck steht und nicht nur von rechtspopulistischer Seite angegriffen wird, stand diese beim Science March nicht im Fokus. Im Gegenteil. Auch (einigen) Teilnehmer_innen der Marches galt sie eher als Teil des Problems denn der Lösung; nicht Wissenschaft, sondern Meinung, wie unsere Autorin Katharina Hoppe erfahren musste. Insgesamt waren die Demonstrationen am Earth Day im April ohnehin von einem Verständnis von Wissenschaft geprägt, dass auf der Idee unzweifelhaft gegebener Fakten, die gefunden und nicht gemacht werden, und gesichertem Wissen über diese Fakten beruht. Von matters of fact statt von matters of concern also, wie Bruno Latour sagen würde.
Wir laden mit Katharina Hoppes Beitrag ein zur Debatte, die Frage des Verhältnisses von Feminismus und Wissenschaft wieder aufzunehmen. Was verstehen wir unter Objektivität, was macht feministische wissenschaftliche Wissensproduktion aus? Oder ist das ein Widerspruch in sich? Worin, wenn ja, unterscheidet sie sich von Gender Studies? Und sind beide vollends einem hermeneutischen Paradigma verpflichtet? Welchen Platz nehmen im Unterschied dazu evidenzbasierte Verfahren in der Geschlechterforschung ein? Und schließlich: Wie politisch sind die Gender Studies? Sollten sie sein?
Die Redaktion des Blog der feministischen studien freut sich über Beiträge zu diesen Fragen. Beiträge von ca. 6.000 Zeichen bitte an die Redaktionsadresse: blog@feministische-studien.de.
In den Medien bzw. von den Organisator*innen des Science March war unter „Science“ die Naturwissenschaften und insbesondere die Forschung über den Klimawandel zu verstehen, da der March ein Protest gegen Trump und seine Klimawandelleunger-Kumpels und deren Umweltkürzungen war. Schon die Tatsache, dass es einen March gab, stellt Wissenschaft zum Zentrum der politichen Debatte. Genauso wie bei Kernkraft, Abgas-Skandal usw. Da es bei diesen „hard sciences“ keine eindeutigen Antworten gibt, beweist, dass die Wissenschaften nicht schwarz-weiß sind und oft politisiert werden. Daran würde ich die Gender Studies anknüpfen: gegen langfristige Entscheidungen und Wahrscheinlichkeiten ist die Tatsache aktuell, dass Frauen* weniger als Männer* verdienen, dass sie weniger in MINT-Fächern vertreten sind, usw. Wer das Warum dieser Lage verstehen will, muss wissenschaftlich forschen, was Kultur, Ökonomie, Bildung, die Rolle der Sprache usw. betrifft. Ergo: wir brauchen Gender Studies.
Peter (BA Ingenieurwesen, MBA, jetzt begeisterter Literatur und Philosophie Student an der Fern Uni Hagen)