Worum geht es im Schwerpunktthema des neuen Heftes?
Dona Haraway legte in den 1980er Jahren mit „A Manifesto for Cyborgs: Science, Technology, and Socialist Feminism“ einen wichtigen Grundstein für die Science and Technology Studies und stellt zugleich aus Sicht der Geschlechterforschung an die Wissenschaftstheorie ganz grundlegende Fragen, die angesichts technischer Entwicklungen, wie den Wearable Technologies oder Body Enhancement gegenwärtig eine erneute Aktualität erhalten. 30 Jahre nach dem Erscheinen von Haraways berühmten Cyborg Manifest gehen wir in der aktuellen Ausgabe der Feministischen Studien unter dem Titel „Cyborg Revisited“ und mit Blick auf die Neu- und Rekonfiguration der Kategorie Geschlecht durch die Entwicklung und den Einsatz sogenannter Neuer Technologien folgenden Fragen nach: Wie hat sich die Diskussion über die Arbeiten von Dona Haraway entwickelt? Welche Bedeutung kommt der Cyborg-Metapher heute in der feministischen Theorie und politischen Praxis zu?
Worauf können sich die Leser*innen besonders freuen?
Die rasante Weiterentwicklung gesellschaftlicher und technologischer Verhältnisse seit den 1980er Jahren, die Digitalisierungsprozesse und jüngste gesellschaftliche Entwicklungen wie die Klimaschutzbewegung haben sowohl Verschiebungen im Werk von Haraway bewirkt als auch zu Verschiebungen in der Kategorie Geschlecht geführt. Im Heft werden grundlegende Fragen aufgegriffen: In welcher Weise kann die Cyborg- Metapher weiterhin für feministische Anliegen fruchtbar gemacht werden? An welchen Stellen muss die Perspektive Haraways weiterentwickelt werden? Die Beiträge des Heftes arbeiten die Aktualität und Anschlussfähigkeit der Metapher in ganz unterschiedlichen Kontexten wie BioArt, Mobilität und Medizin heraus und zeigen damit auf sehr inspirierende Weise verschiedene Anknüpfungspunkte für feministische Theorie und Praxis auf.
Eine Besonderheit der feministischen studien ist die Rubrik „Im Gespräch“. Mit wem wurde diesmal über welches Thema gesprochen?
In der Rubrik Im Gespräch findet sich ein Austausch zwischen Donna Haraway und ihrer ehemaligen Studentin Thyrza Nichols Goodeve, heute Senior Art Editor bei Brooklyn Rail. Sie diskutieren Ideen und ausgewählte Konzepte aus Haraways Buch „Staying with the trouble“ (2016). Dass Donna Haraway und Thyrza Nichols Goodeve uns die Zusage für eine gekürzte und fokussierte Fassung des ursprünglichen Gespräches ermöglichten, ist keinesfalls selbstverständlich und wir bedanken uns ganz herzlichen dafür (die Vollversion wurde von Brooklyn Rail veröffentlicht).
Und welche Künstler*in/nen wird bzw. werden in der Rubrik „Bilder und Zeichen“ vorgestellt?
Die norwegische Künstlerin Tone Kristin Bjordam beschäftigt sich schon seit langem mit der Verbindung von Natur, Gesellschaft und Wissenschaft. In ihren Arbeiten visualisiert sie deren Verwobenheit. Ihre Kunst umfasst Videos, Fotografien, Bilder, Objekte und Installationen. Ein umfangreiches Archiv ihrer Werke sowie Interviews zu ihren Ausstellungen sind auch auf Tone Bjordams Website zu finden.
Welchen Text würden Sie persönlich als ersten lesen?
Die Einleitung gibt einen guten Einblick in die Grundideen des Bandes. Katharina Hoppe führt uns in ihrem Text mit Haraways Gefährt*innen durch die Ethik und Politik der Verwobenheit von Technologien, Geschlecht und Ökologie. Ein hochaktueller Streifzug, der auch sehr gut als Einstieg in den Schwerpunkt gelesen werden kann.
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