„I am asking you to live in the presence of reality, an invigorating life.“
– Virginia Woolf

1)     Worum geht es im Schwerpunktthema des neuen Heftes?

Im Mittelpunkt des neuen Heftes steht feministisch orientierte Kunst der Gegenwart. Dabei sind wir von der Beobachtung ausgegangen, dass feministische Kunst (insbesondere der 1970er Jahre) in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit in Kunstinstitutionen sowie in breiteren Öffentlichkeiten erhält und sich gleichzeitig eine neue, junge Generation queer_feministischer Künstler*innen etabliert. Feministische Kunst der Gegenwart ist wie schon in den 1960er und 1970er Jahren durch eine große Vielfalt und Diversität geprägt und umfasst unterschiedliche Schwerpunktsetzungen etwa in Bezug auf Intersektionalität, Queerness, Hybridität und Kollektivität. Die Beiträge des Heftes reflektieren diese Themen und stellen dabei sowohl Kontinuitäten als auch veränderte Bedingungen heutiger feministischer künstlerischer Arbeit und Kritik heraus.

2)     Worauf können sich die Leser*innen besonders freuen?

Auf ein breites Spektrum an Perspektiven auf gegenwärtige feministische Kunst. Die Beiträge des Heftes stellen (queer-)feministische Künstler*innen bzw. Kollektive aus Performance, Musik, Tanz, Installationskunst und Fotografie aus verschiedenen kulturellen Kontexten vor und diskutieren Themen wie z.B. Ungleichheit, Macht, Rassismus und Rassismuskritik, Intersektionalität und Hybridität, Weiblichkeit und Raum, Geschichte und Zeit, Geniediskurse und weibliche Aneignungen sowie queer_feministische Arbeitsweisen und Kritik. Besonders freuen dürfen sich die Leser*innen aber auch auf ein vielstimmiges Gespräch zwischen gegenwärtigen Künstler*innen und Kulturschaffenden.

3)     Eine Besonderheit der feministischen studien ist die Rubrik „Im Gespräch“. Mit wem wurde diesmal über welches Thema gesprochen?

Die Rubrik „Im Gespräch“ ist tatsächlich eine Besonderheit in diesem Heft: Denn wir haben uns dafür entschieden, ganz verschiedene Künstler*innen, Kollektive und Kulturschaffende ins Gespräch zu bringen, statt Einzelne zu befragen, um so eine Vielstimmigkeit zu erzeugen. Die Performancekollektive hannsjana, Swoosh Lieu und Henrike Iglesias, die Gender-Performerin Bridge Markland, die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin Monika Kaiser, Autor*in und Dramaturg*in Sasha Maria Salzmann sowie die Filmemacherin, Film- und Videokuratorin Karin Michalski haben uns per E-Mail auf fünf Fragen geantwortet. Zudem führten wir ein Video-Gespräch mit der Malerin Katharina Grosse. Mit allen Künstler*innen und Kulturschaffenden werden Fragen verhandelt nach dem jeweiligen Verständnis von ‚(queer-)feministischer Kunst‘, nach den institutionellen Bedingungen, nach Utopien und nicht zuletzt nach den Un/Möglichkeiten feministischer Kunst in der Corona-Pandemie.

4)     Und welche Künstler*in/nen wird bzw. werden in der Rubrik „Bilder und Zeichen“ vorgestellt?

Um keine einzelne* Künstler*in, kein einzelnes Kollektiv hervorzuheben, in einem Heft, in dem stärker die Vielfalt und Polyphonie feministischer Kunst im Mittelpunkt stehen sollte, haben wir uns gegen eine Rubrik „Bilder und Zeichen“ entschieden. Für das Cover konnten wir Adrian Piper mit einer sehr aktuellen Arbeit im Kontext der Corona-Pandemie gewinnen. Darüber hinaus sind die in den Beiträgen verhandelten Künstler*innen (u.a.: Juliana Huxtable, Firelei Báez, Florentina Holzinger, Mierle Laderman Ukeles) mit Abbildungen von ihren künstlerischen Arbeiten vertreten.

5)     Welchen Text würden Sie persönlich als ersten lesen?

Die Einleitung, da sie einen Einblick in die verschiedenen aktuellen Tendenzen feministischer Kunst ebenso bietet wie auch eine historische Kontextualisierung – und da sie, so hoffen wir, Vorfreude auf das Lesen der Beiträge aufkommen lässt.